Warum läuten am 9. November die Glocken?
An vielen Orten im Landkreis läuten am 9. November um 18 Uhr für 5 Minuten die tiefen Glocken. Hier und da geht es bestimmt in der Wahrnehmung unter, manche überhören es im Vielklang der unterschiedlichen Geläute im Tageslauf. Manch einen nervt’s.
Warum wird am 9. November überhaupt geläutet? Es ist ein Zeichen der Erinnerung und es ruft auf, nicht zu vergessen, was am 9. November vor 86 Jahren passiert ist. Damals erlebte der von den Nazis entfachte Judenhass einen besonderen Höhepunkt, als in einer Nacht an vielen Orten Synagogen geschändet und angezündet, Bücher verbrannt und jüdische Geschäfte zerstört und geplündert wurden. Juden zu hassen und zu verfolgen war wieder gesellschaftsfähig. Das ist in der Tat schon viele Jahre her, überwunden scheint die Ablehnung jüdischen Lebens in unserer Gesellschaft nicht. Im Gegenteil. Der Krieg im Nahen Osten ermutig viele, wieder mit dem Finger auf „die Juden“ zu zeigen und in Sippenhaft für politische Entscheidungen der israelischen Regierung zu nehmen. Und leider etabliert sich auch immer mehr ein radikal-islamistisch motivierter Judenhass in unserem Land. Das Läuten am 9. November soll ein Zeichen der Erinnerung, genauso aber auch ein Weckruf sein, couragiert für jüdisches Leben in Deutschland einzutreten. Wenn die Glocken am 9. November läuten, verbindet sich damit auch die Bitte, eine Kerze in einem Fenster der Wohnung als sichtbares Zeichen der Solidarität aufzustellen.
Wer sich über jüdisches Leben und Kultur in Bad Königshofen näher informieren möchte, der findet auf unserer Homepage den Audioguide „Heymshtat“, den ein Team aus Ehrenamtlichen zur Erinnerung an jüdische Bürgerinnen und Bürger der Stadt erstellt hat. Flyer finden Sie in der evangelischen Kirche, am Kofferdenkmal „Denkort:Deportationen“ am Königshöfer Rathaus sowie im Foyer der Franken-Therme. (LM)